Das Lehrer-Raum- und Doppelstunden-Prinzip

Städtische Realschule Kaarst geht neue Wege

Wer zum ersten Mal von einem Lehrer-Raum-Prinzip hört, wird sicher irritiert sein. Die Aufgabe des über Jahrzehnte bewährten Klassenzimmers hinterlässt bei vielen Eltern ein gewissen Unbehagen. Es kommt der Gedanke auf, dass den Schüler*innen etwas weggenommen wird, ohne einen gleichwertigen Ersatz zu erhalten.

  • Die Zielvorgabe in der Schulpolitik des Landes NRW lauten „Mehr individuelle Förderung, mehr Durchlässigkeit, mehr Freiheit und mehr Leistung.“
  • Die erfolgreiche Schule zeichnet sich durch die Kompetenz der Lehrer*innen, durch die Qualität des Unterrichts und durch das individuelle Förderangebot aus.

In diesem Sinne entwickelte die Realschule Kaarst ihr eigenes Profil und entschied sich bewusst für das Lehrerraum- und Doppelstundenprinzip.

Während beim Klassenraumprinzip die unterrichtenden Lehrer die jeweiligen Klassen in deren Klassenzimmern aufsuchen, kommen beim Lehrer-Raum-Prinzip die Schüler*innen zum Lehrer in dessen Lehrerraum, ähnlich wie es bei Fächern mit Fachräumen der Fall ist (z.B. Chemie, Physik, Biologie usw.). Da es allerdings mehr Lehrer als Räume an der Realschule Kaarst gibt, teilen sich diejenigen Lehrer*innen, die bislang weniger Unterricht im Klassenraum halten (Teilzeitkräfte, Lehrer*innen mit Fachräumen) Räume mit anderen Lehrkräften.

Das Doppelstunden-Prinzip verlängert die normale Unterrichtseinheit von 45 Minuten auf 90 Minuten, die Anzahl der Wochenstunden bleibt jedoch gleich. In einigen Fächern kann es aber im Einzelfall z.T. auch bei einstündigen (45 Minuten) Unterrichtseinheiten bleiben (z.B. bei dreistündigen Fächern).

Wo liegt der Nutzen des Lehrer-Raum- und Doppelstunden-Prinzips für Schüler:innen und Lehrkräfte?

Einige wichtige und entscheidende Argumente seinen im Folgenden erläutert:

  • Die Lehrkraft kann in ihrem Raum aufwändige Unterrichtformen (z.B. Freiarbeit, Gruppenarbeit) besser planen und vorbereiten, durch die Doppelstunden müssen die Schüler:innen ihre Arbeit z.B. an Projekten nicht so oft unterbrechen.
  • Umfangreiche Versuchsreihen in den Naturwissenschaften können ohne Unterbrechung durchgeführt und ausgewertet werden.
  • Schüler:innen haben weniger Fächer pro Tag und haben somit auch weniger Schulbücher zu schleppen. Zudem beschränkt sich auch die häusliche Vorbereitung pro Nachmittag auf eine geringere Anzahl von Fächern.
  • Schüler:innen haben länger Zeit, sich in die jeweilige Unterrichtsmaterie hineinzuarbeiten.
  • Mobiliar und Räume bleiben länger in einem guten Zustand, da Schüler:innen in der Zeit zwischen den Stunden nicht mehr unbeaufsichtigt in den Räumen sind.
  • Die Zahl der Schülerunfälle in den Räumen wird reduziert (Erfahrungswerte sprechen von mehr als 50%).
  • Streitigkeiten zwischen den Schüler:innen werden seltener.
  • Die effektive Unterrichtszeit verlängert sich, da weniger Stundenwechsel erfolgen und damit weniger Laufzeiten. Auch die „Formalia“ (Anwesenheitskontrolle u.ä.) zu Beginn der Stunde fallen seltener an.
  • Die Lehrer:innen können ihre Räume „fachgerecht“ einrichten, d.h. es stehen mehr Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Die Lehrkraft kann besser auf die jeweilige Unterrichtssituation und die Bedürfnisse der Schüler:innen reagieren.
    Auf diese Weise kann auch Vertretungsunterricht effektiver gestaltet werden.
  • In den Räumen entsteht durch ihre Ausstattung und Ausgestaltung eine angenehmere Lernatmosphäre.